Manchmal, in der Stadt, sehe ich eine Frau mit ziemlich prallen Oberarmen. Dellig. Wabbelig. Formlos. “Puh”, denke ich. Und: “Oha!” Ich nenne solche Arme “Kegelfahrtenoberarme”, weil für mich meist ältere, reisebusfahrende Damen diese Art von Armen hatten. Als ich noch für die Zeitschrift Maxi gearbeitet habe, sagten wir “Winkfleisch” dazu. Das trifft es auch. Ich gucke noch mal genau hin. In die spiegelnde Schaufensterscheibe: “Verdammte Kiste, das bin ja ich…!”
Dellen, Körpergefühl, schwanger
Ich versuche wirklich milde mit mir zu sein. Ich schaue nach unten und sehe meinen Bauch, meinen prallen, runden, wunderschönen Baby-Bauch, den ich mit Stolz vor mir hertrage (auch wenn ihn viele arg tiefhängend finden und einige riesig, aber viele auch ganz zauberhaft). Ich finde ihn schön. Aber dann sehe ich meinen Po, der zusammen mit meinem Bauch gerade in meinen weiten Lieblingskleidern beinahe so breit ist, wie ich hoch.

Ich trage keine Spaghettiträger mehr. Zu wenig mag ich meine Oberarme. Manchmal ärgere ich mich deswegen. Weil mir soviele schöne Kleider durch die Lappen gehen. Und heute Morgen hat einer meiner Söhne auf meinem Po Schlagzeug gespielt. Und sich kringelig gefreut. Weil das so schön wackelt.

Oft denke ich, wie gern wäre ich eine dieser Frauen, die überall schmal bleiben, poschmal, oberarmschmal – nur mit einer verschluckten Melone. Und ganz bestimmt an dem Tag sagt eine Mutter im Kindergarten zu mir: “Boah, du hast ja dieses Mal so viel zugelegt wie nie. Wo willst du denn noch hin?”

Zum Glück sagt ein paar Stunden später vielleicht eine: “Du bist ja immer noch so schön schmal. Hast wohl bloß eine Melone verschluckt?”

Und dann weiß ich selbst nicht, ob ich mich nun schmal/schön/dick/furchtbar/fettwienie fühlen soll. Alles hintereinander weg wahrscheinlich. Und manchmal alles auf einmal. Ein Baby-Bauch und ein paar Dellen sind auf jeden Fall ein ähnlich dankbares Thema wie das Wetter. Oder eine Fußball-WM. Jeder kann was dazu sagen. Und tut es.

Noch was: Ich hatte nie Probleme mit Schwangerschaftsstreifen. Aber plötzlich entdecke ich auf meinem Bauch feine blaue Linien. Wie wild drübergesprengelt, als hätte sich der Action-Künstler Jackson Pollock über mir ausgetobt. Bloß dass blaues Gekleckse auf Bauch nun mal keine Kunst ist. Dazu feine Linien an meinen Beinen. Meine Beine! Die mit Ende 30 immer noch aussahen wie mit Ende 20. Meine Beine: meine sicherer Outfitjoker, den ich immer betonen konnte, selbst wenn sonst gar nichts mehr ging. Und plötzlich: feine blaue Kringel und Muster auf meinen Waden, wie auf unserem Zwiebelmustergeschirr in der Esszimmervitrine. Dazu neue Dellen. Haut wie mit Mehl bestäubt. Schuppigkeit. Angeschwollen.

Ich frage mich, ob das je wieder so wird wie vorher. Okay, wenigstens ein wenig so wie vorher. Und wenn ja, was um himmelswillen ich dafür tun muss, (viel Sport! kein Essen!), damit es wieder so wird. Das wird anstrengend. Und dabei bin ich doch jetzt immer schon so müde.

Nur eins mag ich. Meinen Busen. Dem tut die Kurvigkeit gut. Ich darf bloß nicht an hinterher denken. Zum Glück hat jemand diese Wabbelverpackungen für Milch aus den Supermärkten verbannt. Sie hätten mich bei jedem Besuch ans Hinterher erinnert.

Aber dann. Spüre ich mein Baby. Und gucke an mir herunter, auf meinen Kugelbauch und meinetwegen auf all die Dellen und Kurven und blauen Linien und möchte jede einzelne umarmen und sagen: “Danke! Danke, dass ihr meine schönsten Geschenke so wundervoll verpackt und mir überreicht habt.” Und erinnere mich wieder daran, dass es Wichtigeres gibt als Spaghettiträger. Spaghettieis zum Beispiel. Und: das ich meinen Jungs gern beibringen und vorleben möchte, was wirklich wichtig ist in Sachen Frauen. Und dass Lebensfreude auf Dauer mehr Spaß macht als Dellenlosikeit. Das ist eigentlich das Allerwichtigste.

Und überhaupt: Ich mag den Gedanken. Mein Körper als Geschenkpapier für meine schönsten Überraschungen. Als hübsche Hülle und als Schutz. Wirklich schönes Geschenkpapier hebe ich übrigens auf. Gehe sorgfältig, liebevoll, zärtlich damit um. Streiche es glatt, falte es. Und benutze es wieder. Mit Dellen. Und mit Freude.

Und ihr? Mochtet oder mögt ihr euren schwangeren Körper? Was mochtet/mögt ihr am wenigsten und was am meisten? Schafft ihr es milde mit euch zu sein? Erzählt doch mal, ich freue mich auf eure Kommentare…

Alles Liebe,

Claudi