Letztens war es wieder einmal so. Ich habe telefoniert, am Nachmittag und mit einer Agentur. Obwohl ich versuche, das zu vermeiden – manchmal geht es eben nicht anders. Meine Söhne sind wunderbar. Manchmal still, oft wunderbar geschwätzig. Am wunderbar geschwätzigsten sind sie, wenn ich gerade mit anderen Menschen wichtige Gespräche führe…
queenofvictoria
Ich verhandelte gerade am Telefon über einen Deal, einen lohnenswerten Deal, ein Deal, der mir wirklich am Herzen lag, da kam mein Sohn kam hereingerannt, wirbelte aufgeregt mit den Armen und rief aufgeregt die Wörter “Käfer” und “Haustier” und “Marmeladenglas”. Immer wieder und immer lauter. Ich legte den Finger auf den Mund, schüttelte entsetzt den Kopf und sagte gleichzeitig: “Ja, prima, das finde ich super!”. Letzteres zu dem Agenturmitarbeiter am Telefon.

Dann wollte der aber plötzlich eine Kondition in unserem Deal, die ich auf keinen Fall wollte, also versuchte ich ihm freundlich, aber bestimmt meine Vorstellung klarzumachen. Gar nicht so einfach, weil ich solche Verhandlungen hasse. Noch schwieriger, weil mein Sohn immer aufgeregter an meinem Rock zog und noch lauter etwas von Marmeladenglas trällerte.

MAMAAAAAAAA. MARMELAAAADENGLAS.
“Jetzt nicht. Gleich Schatz…”
“Verzeihung ich meinte nicht Sie, …. Nein, damit bin ich nicht einverstanden.”
MAMAAAAA.
“Psst!”
“Oh Verzeihung! Was haben Sie gesagt? Ja, können wir so machen…!”
DARF ICH MAMA? MAMAAAAAA?
“Neeeein!”
“Ähm, sorry, ich meinte nicht Sie. Nein. Also ja.”

Ich machte möglichst wütende Grimassen, rupfte seine zupfenden Finger von meinem Kleid und winkte immer wieder mit der Hand ab.

MARMELADENGLAS! HAUSTIER? ALSO DARF ICH???? MAMAAAAA.
“Legen Sie noch zweihundert drauf und der Deal passt so!”
WIE ZWEIHUNDERT, MAMA?
“Psst!”
“Passt.”
PASST?
“Psst!!!!!!!”

Als ich auflegte, war ich schweißnass und mein Herz raste, wie einer dieser roten Ziffer-Countdowns auf den Bomben in den amerikanischen Kriminalserien. Kurz vorm Explodieren. Mir war danach loszubrüllen. Aber dann hockte ich mich auf Sohnhöhe, nahm seine Hand und versuchte ihm zu erklären, dass das SO nicht funktionierte.

So nicht. Aber wie?

– Ich erklärte, dass ich immer und überall versuchte, sofort für ihn dazusein. Dass das aber leider nicht immer ginge. Wenn ich mit anderen sprach, egal ob persönlich oder am Telefon, muss er warten.

– Weil Warten aber so schwer ist, verabredeten wir ein Zeichen. Wenn er also hereinkommt und sieht, dass ich telefoniere, muss er warten. Vielleicht hilft es, sich das Handy wie eine geschlossene Schranke am Bahnübergang vorzustellen. Da muss man ja auch warten. Egal wie eilig man es hat. Als Hinweis, dass er ganz dringend etwas von mir will, darf er aber meine Hand nehmen und sie einmal fest drücken. Wie zwei Agenten bei einer furchtbar geheimen Sache. Ich drücke zurück, als Zeichen, dass ich ihn verstanden habe, beende entweder möglichst zügig mein Gespräch oder warte auf eine Möglichkeit für eine kurze Unterbrechung. In diesem Fall entschuldige ich mich kurz bei der Person am anderen Ende der Leitung und höre ihm kurz zu. Ganz kurz. Vielleicht können wir die Sache gleich klären. (In diesem Fall war der Käfer eine Wespe, die er als Haustier im Marmeladenglas halten wollte. Ich hätte die ganze Sache also wohl mit einem Satz klären können). Vielleicht würde ich ihn auch auf später vertrösten müssen – die erste Dringlichkeit wäre aber vielleicht dennoch weg.

Einmal haben wir die Hand-Drück-Methode bereits getestet und sie hat prima funktioniert. Besser als ohne auf jeden Fall. Und ohne Herzklopfbombencountdown.

Wie geht ihr mit dem Dazwischenreden um? Tricks? Tipps?
Ich bin sehr gespannt auf eure Kommentare…

Eine schöne (kurze!) Woche weiterhin,

Claudi