Heute gibt es – ganz spontan – eine etwas ungewohnte Dienstags-Diskussion. Der Grund: Gestern Mittag postete ich dieses Foto bei Instagram und bekam innerhalb weniger Minuten seltsame, für mich sehr ungewohnte Kommentare. Ich hatte zu dem Bild erzählt, dass die Jungs und ich Meike vom kleinen Label Sandstraße bei ihrem Shooting für die neue Herbst-Winterkollektion geholfen hatten. Meike ist eine der tollen, inspirierenden Frauen, die ich durch Instagram kennengelernt habe. Wir schreiben uns oft private Mails mitten in der Nacht, wenn sie noch an der Nähmaschine sitzt und ich vor dem Laptop…
Sandstrasse, Blog, Als sie vor einer Weile dabei war, eine Reise in den Norden zu planen, war die Idee schnell da sich einmal persönlich kennenzulernen. Wir trafen uns auf einen Kaffee – waren uns bei Sonnenschein genauso sympathisch wie spätnachts online und bei Schreibtischlampenlicht. Aber umso erstaunlicher: unsere insgesamt sechs Kinder sahen sich – und rutschten ein paar Minuten später alle zusammen auf Matratzen unsere Flurtreppe herunter, total vertraut, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

Ich mag Meikes Mode, ich finde es toll, was sie macht und wie sie es macht und ja, ich habe auch schon Teile ihrer Kollektionen umsonst bekommen, um sie auf dem Blog vorzustellen. Weil ich sie schön finde. Weil mich solche Geschichten auf anderen Blogs inspirieren. Weil ich hier über das schreibe, was ich mag. Ich schreibe übrigens in solchen Beiträgen jedes Mal ganz klar, dass ich die Sachen kostenlos bekommen habe. Letzten Freitag hat Meike spontan gefragt, ob die Jungs nicht Lust hätten, ein wenig für sie zu modeln. Ungestellt, ganz natürlich. Einige Musterteile aus ihrer neuen Kollektion, ganz nebenbei bei einem Ausflug. Sie hat zwei Töchter und einen Sohn, ich habe drei: perfekt um viele Kollektionsteile angezogen zu zeigen. Die Jungs hatten Lust und wir trafen uns in den Boberger Dünen, picknickten, fotografierten, lachten, kletterten auf Bäume. Danach wanderten alle Modellteile in Meikes große Kiste zurück, bereit für den Weg in ihr kleines Atelier, für kleinere Änderungen und natürlich als Muster für die Kollektion. Es war wunderbarer Tag mit neuen Freunden. Eine tolles Erlebnis für meine Jungs. Ein unbezahlbarer und ganz und gar unbezahlter Tag.

Unter dem Instagram-Foto sammelte sich Kritik: zum einen an den Preisen für Teile aus der Sandstrassen Kollektion. Zum anderen aber auch an meinem Umgang mit Werbung und Kooperationen. Ich kenne solche Diskussionen von anderen Blogs, ich selbst war bislang nur wenig betroffen – in letzter Zeit ein paarmal mehr. Meine Gefühle bei solchen Kommentaren: zuerst wollte ich gar nicht darauf eingehen – aber auf der anderen Seite möchte ich das nicht mehr länger so stehen lassen. Seltsam, dass ich gerade in einer Zeit, in der ich eigentlich mehr bei mir selbst sein und mich in meine Familie zurückziehen wollte, das Gefühl habe, gern ein mal klarzustellen, warum ich blogge und wie ich meinen Nebenjob als professionelle Bloggerin verstehe.

Ich habe mit dem Bloggen angefangen, als ich meinen Job als Redakteurin bei einem großen Frauenmagazin wegen unserer Kinderwunschpläne gekündigt habe und in den Schuldienst zurückgekehrt bin. Ich liebe beides: das Unterrichten und das Texten und ich habe seit meinem Studium jahrelang beides gemacht, mal mehr das eine, mal mehr das andere, oft beides parallel. Im Schuldienst und vor allem in der Elternzeit mit meinem zweiten Sohn fehlte mir das Schreiben und so begann ich, diesen Blog zu schreiben. Am Anfang schrieb ich vor allem über meine Bastelprojekte, die ich Freundinnen in anderen Städten zeigen wollte. Statt etlicher Frauenmagazine, die ich vorher verschlungen hatte, fing ich in dieser Zeit an andere Blogs zu lesen und begann Blogs zu lieben.

Nach einer Weile hörte ich auf unterbelichtete Handyfotos zu zeigen und fing an bewusst für den Blog zu fotografieren. Ich schrieb und schrieb und steckte nächtelange Arbeit in mein Blogbaby – ohne das es irgendjemand anders las als meine Freundinnen. Und die auch nur manchmal. Die fragten, wenn wir uns sahen, nach meinen Nachtschicht-Augenringen und immer wieder: “Wieso machst du das bloß?” Ich selbst fragte mich das auch – aber irgendwie konnte ich nicht anders, es war wie eine Sucht. Vor allem als ganz langsam fremde Menschen meine Artikel lasen. Ich merkte einmal mehr, wie viel Spaß mir das Schreiben macht, vor allem, weil ich mein Ding machen konnte, ohne Änderungswünsche von Kollegen, Textchefs und Chefredakteuren. Ich las wie elektrisiert die Kommentare meiner Leser. Wie toll, sofort und so direkt ein Feedback zu bekommen. Schnell stellte sich heraus, dass die Leser noch viel lieber als bloß über Bastelideen unsere Familiengeschichten lasen. Also schrieb ich über so viel mehr. Genau diese bunte, persönliche Mischung mag ich auf anderen Blogs auch am liebsten.

Die Überlegung, ob und wie man aus der Leidenschaft Blog einen (wenn auch kleinen) Teil des Einkommens generiert, war da, als ich nach der Elternzeit in den Beruf zurückkehren musste. Ich wollte und will nicht hauptberuflich bloggen, ich liebe meinen Beruf als Lehrerin und ich möchte nicht über jedes Produkt dieser Welt schreiben müssen. Aber ich muss auch mit dem Blog Geld verdienen, um die vielen Stunden und Kosten zu relativieren, die ich in ihn stecke. Sonst müsste ich nämlich in dieser Zeit mehr Stunden in der Schule machen.

Zum Glück hilft mir mein Mann in diesem Blog-Bereich, denn ich, ganz ehrlich, würde am liebsten nur schreiben und kreativ arbeiten. Wir versuchen eine gesunde Mischung anzubieten: einen kleinen Shop, mein Buch, ein paar ausgewählte Kooperationen und Affiliates. Das ist nicht immer leicht: Mal bekomme ich fünf richtig gute Deals in einem Monat angeboten, hinter denen ich voll stehe und die fair bezahlt werden. Mal zwei Monate lang quasi nur kostenlose Kuschelmäuse, Ufo-ähnliche Dampfgarer oder Cremes aus Katzenkrallen. Daher gibt es hier mal wochenlang kaum eine Koop – dann mal drei in einer Woche. Die Agenturen haben ihr Timing – ich kann das oft leider nicht beeinflussen. Schön finde ich das im Sinne einer gesunden Unterhaltungs-Mischung hier auf dem Blog selbst nicht.

Übrigens wünsche ich mir meinen Blog wie ein Magazin. Ein hübsches, aber sehr persönliches Magazin. Ich möchte weder ein überhippes Blogazine sein (dazu wohne ich auch viel zu weit draußen aus der Stadt), noch möchte ich reines Tagebuchbloggen betreiben. Ich möchte schöne Geschichten, journalistisch ansprechende Texte und atmosphärische Fotos liefern. Ich erzähle gern von unserem Familienleben, weil mich das bei anderen auch am meisten inspiriert, aber ich mag weder meine Unordnung präsentieren, noch meine Kinder in dreckigen, zu kurzen, ausgewaschenen Donald Duck Shirts. Bei uns nicht immer alles perfekt – aber ich mag wie in einem Magazin besonders die schönen Seiten zeigen. Dazu gehören auch mal meine Lieblingsprodukte. Einfach weil ich sie wirklich mag. Und ich schreibe auch mal über Wutanfälle – aber möche dabei niemanden bloßstellen.

Ein schöner Aspekt an der Bloggerei ist es Mode für die Kinder, Möbel oder andere Dinge umsonst zur Verfügung gestellt zu bekommen – aber es ist auch Arbeit. Ich habe mir das durch reichlich hochwertigen, kostenlosen Content im Vorfeld hart erarbeitet und ich nehme Dinge tatsächlich nur an, wenn ich unsere Geschichte dazu erzählen kann. Bei Kooperationen wähle ich exakt das aus, was ich mir auch so kaufen würde. Das konnte ich als Readakteurin nicht. Da wandert die Creme auf deine Seite, deren Firma am meisten Anzeigen bucht. Zack, bumm. Ich dagegen habe eine Kooperation mit einer tollen Schuhmarke zwei Jahre in Folge abgesagt, weil ich mir keine Schuhe hätte aussuchen dürfen, sondern die nehmen sollte, die gerade beworben werden mussten. Darauf hatte ich einfach keine Lust. Ich wäre mir wie eine Verräterin vorgekommen. Und hätte meinen Kindern ganz sicher doch die gekauft, die wir alle richtig schön finden. Weil wir uns gern mit Dingen umgeben, die wir schön finden.

Übrigens: ich würde liebend gern komplett auf Kooperationen verzichten, wenn jeder Leser ein paar Euro im Monat bezahlen würde, um Wasfürmich zu lesen. Aber mal ehrlich: wer will das schon? Wir hopsen doch einfach alle gern von Blog zu Blog und lesen hier, lesen dort. Wie toll, dass es so viele schöne Blogs gibt. Und: noch toller, dass sie alle kostenlos sind.

Und mal ehrlich, wäre es tatsächlich nicht auch schade um all die schönen, neuen Produkte? Schauen wir die nicht eigentlich alle gern an? Etliche Magazine leben Monat für Monat genau davon. Es wären so viele schöne Geschichten hier auf dem Blog weniger. Übrigens wundere ich mich manchmal über die täglichen, dutzenden Kommentare, private Nachrichten und Mails von Lesern die fragen, wo ich meine Möbel, Kleider, Küchengeräte gekauft habe. Ich beantworte das gern. Ich inspiriere gern. Aber warum bekomme ich dann für Posts, in denen ich genau diese Dinge auf dem Blog vorstelle, Kritik für Werbung?

Noch etwas, weil es auch danach vor kurzem hoch her ging: Ein Wochenende in einem tollen Hotel mit einer Kosmetikfirma verbringen zu dürfen ist super – aber es ist trotzdem Arbeit. Harte Arbeit im Vorfeld, um überhaupt eingeladen zu werden. Und Arbeit vor Ort. Ich werde bei so einem Wochenende ganz sicher nicht entspannt in Jogginghose zum Hotelfrühstück schlurfen, ich kann nicht schlecht gelaunt sein oder mir abends zwei Gin Tonic zu viel an der Bar genehmigen. Ich knüpfe Kontakte, ich entwickele Geschichten, ich überlege mir, wie ich mit diesen Geschichten Geld verdienen kann, um die Zeit, in der ich wegen der Bloggerei und dieser Reise kein Geld mit anderer Arbeit verdienen kann, zu rechtfertigen. Und: ich vertrete meine Marke. Das macht Spaß, da trifft man nette Kollegen, das kenne ich von diversen Pressereisen zu Magazinzeiten, aber es ist bei weitem nicht mit einem privaten Urlaub zu vergleichen.

Das ist es, was ich über all das denke. Was denkt ihr? Habt ihr Ideen für Posts, Anregungen für angenehme Kooperationen, Wünsche, Kritik an mich, die schon immer mal rauswollten? Hier und jetzt würde ich sie wirklich gerne hören. Damit danach wieder Ruhe einkehren kann…

Ach ja, herzlichen Dank an alle, die gestern schon so freundlich und liebevoll bei Instagram kommentiert haben. Und danke auch an alle, die trotz Kritik einen passenden Ton gefunden haben.

Na dann los, legt los…. und alles Liebe,

Claudi