Meine Freundin Sarah hatte vor kurzem ein ganzes Wochenende kinderfrei. Trotzdem war ich nur ein klein bisschen neidisch. Denn: Sarah war wandern. Und campen. Ganz allein. Bloß mit Rucksack. Sechzehn Kilo. Au backe…
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Sarah liegt damit übrigens voll im neuen Natur-Trend. Ich nenn es jetzt mal den immer-noch-ein-bisschen-mehr-Erde-obendruff-Trend. Fällt mir grad überall auf: Während sich unsere Stadt-Freunde bis vor ein paar Jahren noch einen Basilikum in die Fensterbank gestellt haben, mieten sie dieses Jahr 40 Quadratmeter Erde zum Selberbejäten. Statt ein Verdauungs-Spaziergangchen am Sonntagnachmittag zu machen, gehen sie wandern – oder fahren mit Rad und Anhänger zum Einkaufen gleich mal in den übernächsten Stadtbezirk.

Sogar ein ganzes, neues Magazin gibt´s zum Trend, Titelzeile in Walden: “Lass dich raus, die Wildnis beginnt vor der Haustür”. Und: “Das perfekte Messer”. Sollte ich vielleicht auch mal los? Und zwar so richtig? Wäre das das perfekte Mittel gegen meine gelegentlichen bring-jetzt-endlich-deinen-Teller-weg-und-überhaupt-geht-ihr-mir-heute-echt-auf-den-Keks-Schrei-Anfälle? Lust hab ich schon, vor allem, seit ich in dem tollen, ganz frischen Buch aus dem EMF-Verlag geblättert hab – aus dem ihr hier Ausschnitte seht.

In DIY Camping von Bloggerkollegin Maria Neumeister gibt´s superschöne Anleitungen für eine Hängematte, ein Strandsegel und einen Klapphocker und noch viel mehr. Außerdem hat Maria einen hinreißenden, alten Camping-Bus, der ist glücklicherweise oft auf den schönen Fotos im Buch. Meine Freundin Sarah lächelt seit dem Wander-Wochenende auf jeden Fall irgendwie mehr und hat diesen – Moment – Glow im Gesicht. Wartet, ich frag sie mal aus.
Ein Gespräch über Outdoorlust bei Erdbeerkuchen (doppelt Sahne!)
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Wasfürmich: Jetzt sag mal ehrlich Sarah, warum wandern?
Sarah: Weil ich testen wollte, ob es wirklich so schön ist, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Und weil ich ausprobieren wollte ob ich es schaffe.
Was hast dir denn vorgestellt?
Ich mal ganz für mich. Echte Ruhe. Tolles Wetter. Superschöne Landschaft.
Also besser als drei Tage Wellnesshotel? Ne, komm, oder?
Die Pausen sind besser. So viel besser. Da war ich so unglaublich stolz auf mich. So happy. So berauscht. Und um solche Pausen zu haben musste halt vorher ackern.
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Wo bist du eigentlich lang?
Von Lauenburg bis Siebeneichen, dort habe ich auf einem Campinbplatz geschlafen. Am nächsten Tag durchs Borgholzer Forst bis nach Gudow. In Gudow wollte ich noch mal schlafen, hatte das Zelt schon aufgebaut, schon geduscht – dann habe ich mit meinen Kindern telefoniert und sie plötzlich so vermisst und dachte, egal, ich muss mir ja nichts beweisen und hab mich von meinem Mann abholen lassen.
Wie weit war das?
Tatsächlich gewandert bin ich 35 Kilometer, geplant waren 45. Die letzten zehn am letzten Tag hab ich mir durchs Abholenlassen geschenkt.
Hattest du das eigentlich alles vorher geplant?
Eigentlich schon. Unterwegs habe ich mich aber nochmal spontan umentschieden und bin von Siebeneichen nicht weiter am Elbe-Lübeck Kanal und die alte Salzstraße hoch, sondern quer durch den Wald. Herrlich, dass einfach mal so für sich allein und ohne Gequengel entscheiden zu können.
Himmel – hattest du keine Angst?
Die letzten 200 Meter in diesem Wald. Da waren plötzlich komische Geräusche und Wildschweinspuren. Da hatte ich echt richtig Angst. Nicht vor komischen Menschen. Vor einem Schwein.
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Was passiert im Kopf mit 16 Kilo auf dem Rücken, 9 Kilometer hinter dir und noch noch vier zu laufen?
Ich hab mich viel mehr aufs Laufen konzentriert als ich dachte, viel weniger auf die schöne Landschaft. Leider war ich auch immer ein wenig krumm, hab viel auf den Boden geguckt. Absolutes No go: Stehen bleiben. Dann tuts richtig weh. Ich hatte viel Proviant dabei. Ein Fehler, weil es unterwegs kaum Möglichkeiten gab was zu kaufen. Abends war mir richtig schlecht. Und ich hatte eine geschwollene Hüfte vom Rucksack. Richtig weh getan ander Schulter hat es erst am nächsten Tag. Das Gute: der Kopf war frei. Ich dachte ganz oft: das mach ich jetzt öfter. Und boah, ist dieses Land schön.
Was war der schönste Moment?
Die Sonne auf dem Kanalwasser. Zelt aufgebaut, geduscht, gegessen. Den Fasanen zugehört und dann schlafen.
Wie bitte klingt denn ein Fasan?
Die quieken. Aber in schön. Nicht wie ein Vierjähriger.
Und was war schrecklich?
Nachts aufzuwachen – boah war das kalt.
Sag mal, riecht es morgens eigentlich immer noch so eklig nach Gummi im Zelt? Bäh, ich erinner mich dunkel dran, wie unangenehm ich das bei meinem – übrigens einzigen – Zelttrip nach Kroatien fand.
Ne, kein Stück, das ist definitv besser geworden. Aber äh, ich hab gerochen.
Oha – also nächstes Mal größeres Beautycase?
Nö, bloß mehr Essen.
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Mal ehrlich, hast du deine Kinder vermisst?
Ja, tatsächlich, abends. Da dachte ich erst noch, wie ruhig – ist das schön. Drei, vier, fünfmal. Und dann: Puh, ganz schön ruhig. Und irgendwann: Vielleicht zu ruhig.
Gibts ein nächstes Mal?
Ganz sicher. Dann mit meinem Mann. Den hab ich jetzt angefixt.

Lasse hat mich übrigens zu einer Nacht im Zelt in unserem Garten überredet. Ich habe Ja gesagt. Aber zuerst basteln wir noch die obercoolen Flaschenhalter aus Marias Buch. In meinen kommt alkoholfreies Radler, in seinen Fanta – das könnte schön werden.
Euch eine schöne Rest-Woche,

Claudi