“Und wann kommen endlich die Vorher-Nachher-Fotos”, fragt meine Freundin S. andauernd. Liebe S: Ganz sicher. Nie. Dafür heute in Folge 3 meiner Bye, bye Baby-Bauch-Reihe: Wie es läuft wenn nix läuft. Beziehungsweise doch noch läuft. Sogar immer besser. Und Spaß bringt. Oder ist das bloß ein Zwischenhoch…?
Rückbildung, Joggen nach der Geburt, Bye, bye Babybauch
Weil ich plane den ganzen August im Bikini zu verbringen, habe ich mir vor zwei Wochen Hilfe bei der Personal-Trainerin einer Freundin geholt. Nadine Petersen betreibt das hübsche Studio Mamamoments auf der Uhlenhorst in Hamburg – und ist beides: irre nett und streng genug. Leider ist Personal Training bei mir finanziell und zeitmäßig gerade nicht drin. Aber ich habe eine Stunde bei Nadine gebucht. Quasi einen Körper-Tüv plus Reperaturempfehlungen für Zuhause. Spitzenidee, finde ich. Falls ihr auch wollt: Nadine macht das sogar per Skype.

Als ich bei ihr bin, waren wir auch kurz draußen. Ich wollte unbedingt Tipps zum Joggen. “Geht klar”, meint Nadine und schleppte mich die hundert Meter weiter von ihrem Studio bis zur Alster. Einmal war ich vor meinem Date mit Nadine schon mal joggen gewesen. Eine Katastrophe! Nach den ersten Metern dachte ich, ich sterbe. Zweihundert Meter weiter war ich mir sicher. Nach einem Kilometer fuhr meine Freundin S. im Auto vorbei. Scheibe runter, breites Grinsen: “Na läuft´s?” Ich konnte nicht mal sagen: “Fahr weiter, gemeine Kuh.” Ich musste atmen.

Oh ja – ich habe mich noch nie so unfit gefühlt, wie bei diesem ersten Lauf, sechs Monate nach meiner dritten Geburt. Mein Körper fühlte sich so schwer an, so unhandlich – dabei war ich doch dank der Kinder ständig in Action. Meine letzte Ausrede: Der Kinderwagen. War der Schuld? Wäre ohne alles besser? Gefühlt bekam ich ja nicht mal Beine und Hintern in Gang, wie sollte ich da noch einen gefüllten Wagen vor mir her schieben? Ohne ging bloß leider nicht, weil morgens der Mann nicht da war und das Baby ohne mich abends bloß gebrüllt hat.
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Nadine sperrt diese Hintertür zu. “Joggen mit Kinderwagen ist super Training!”, meint sie. “Auch wenn es kein Jogger ist?”, frage ich. Mein letzter Versuch raus aus der Nummer zu kommen. Vielleicht sollte ich doch lieber schwimmen? Irgendwann mal… “Auf jeden Fall”, versichert Nadine. “Völlig egal.” Halten wir also fest: Kein Babysitter ist keine Ausrede. Im Gegenteil: Joggen mit Kinderwagen ist besonders effektiv, weil es die Arme gleich mit trainiert und eine gute Haltung fördert. “Aber das ist so anstrengend!”, sage ich. Nadine lächelt. “Keiner hat gesagt, dass es einfach wird.”

Dann zeigt sie aber doch, wie ich die Räder am Kinderwagen feststelle, damit er beim Laufen nicht so schlingert. Außerdem: Haltegriff möglichst hoch einstellen, mit beiden Händen mit leichtem Druck runterdrücken, geraden Rücken machen und loslaufen. “Und mein Beckenboden?” jappse ich erschrocken. Der stand schließlich in den letzten Wochen ständig im Mittelpunkt. “Am Anfang bitte Spannung im unteren Bauch, Bauchnabel nach innen ziehen und los.”, meint Nadine. “Wenn dich die Hebamme freigegeben hat, ist das so völlig ok. Und nach einer Weile, schafft der Beckenboden das wieder ganz von allein.” Falls ihr beckenbodenmäßig noch nicht sicher seid, hier noch Nadines geheimer Darf-ich-eigentlich-schon-wieder-joggen-Test. Geht so: Pipi anhalten, wenn ihr richtig müsst und fünf Minuten zügig durch die Gegend rennen. Wenn alles gut geht, dürft ihr wieder joggen. Ich liebe meinen Personal Pragmatismus.
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Auch wenn Nadine schwärmt, ich finde es nach wie vor sehr, sehr anstrengend, mit Kinderwagen joggen zu gehen. Vor allem, weil ich die Arme nicht schwingen kann und dadurch das Gefühl habe, nicht in einen Laufrhythmus zu finden. Nadine meint zwar, das sei gar nicht doof für frische Mamis, weil zu viel Schwingerei ohnehin die Spalte in der Bauchwand wieder öffnen könnte. Ich finds aber trotzdem doof. So doof, dass ich umorganisiert habe und jetzt erst joggen gehen, wenn Baby abends schläft. Das dauert, aber es bleibt ja grad lange hell. Und Loslaufen fühlt sich dann an wie ein Befreiungsschlag.

Super finde ich Nadines Übung gegen meine “Hallo-Helga-Winkfleisch-Arme” für unterwegs: An einen Baum oder ein Wand lehnen, einen Fuß vor den anderen stellen, Hände nach innen drehen und mit Spannung in den Oberarmen von der Wand abdrücken. Liegestütz in der Senkrechten sozusagen. Solange bis man nicht mehr kann. Oder “bis der Hund schon längst beißt und seine Freunde holt und dann noch ein bisschen”, sagt Nadine.

Wenn ich doch mal mit Kinderwagen laufe, mache ich jetzt gern zwischendurch mal Nadines große Ausfallschritte. Die sind super für den Po und die Oberschenkel und eine angenehme Pause während der Lauferei. Der Storch und ich hier draußen – wir sind schon per Du. Ach ja, eins hat mich auch noch sehr beruhigt. Nadine meint, es ist gar nicht notwendig, sofort wieder eine halbe Stunde durchzulaufen. Lieber langsam angehen. Und jeweils nach fünf Minuten eine Pause einplanen.

Und wie beim Kuchen: Nicht auf dreimal pro Woche Laufen versteifen. Einmal joggen gehen ist besser als keinmal, wenn man Kinder hat. Dieser Gedanke entspannt mich so sehr, dass ich diese Woche glatt dreimal geschafft habe. Einmal sogar schon meine längere Strecke. Hätte ich jemanden getroffen, abends um halb zehn bei uns im Dorf, ich hätte sogar reden statt japsen können. Fühlt sich gut an. Ich hab richtig Lust auf mehr. Und: Meine Lieblingsjeans passt wieder. Sitzt noch ein bisschen leberwurstig am Oberschenkel. Und kneift ein bisschen in der Taille. Aber immerhin. Und der Bauch, der schwabbelschwangere Schwerenöter, ist dann nächste Woche dran.

Ab Juli bietet Nadine übrigens einmal im Monat eine Einführung in das Laufen nach der Rückbildung an, inklusive kleiner Laufanalyse. Spitze, oder? Für den nächsten Termin schaut mal hier.

Alles Liebe,

Claudi