Unser erster stand eines Tages einfach vor der Tür. Wir wohnten damals noch in Barmbek-Süd, Altbau, vierter Stock. Unser erster Sohn war gerade ein paar Monate alt. Was da stand war ein pinkfarbener Plastik-Albtraum. “Was ist das denn?”, fragte der Mann. “Ich fürchte eine Baby-Bespaßungs-Anlage”, sagte ich. “Nicht besonders hübsch”, sagte der Mann, “braucht man das?” “Quatsch,” sagte ich. “Und nicht hübsch ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Das Ding ist scheußlich. Das grenzt an Körperverletzung. Das kommt mir nicht in die Wohnung. Scha-atz, bringst du das gleich runter zum Müll…?”
Spielbogen in schön, Baby, Activity Center
Der Mann und der Spielbogen waren gerade um die erste Treppenkurve, da streckte unsere Nachbarin ihren Kopf zur Tür heraus. M. wohnte damals rechts neben uns, war supernett, vielleicht die netteste Nachbarin, die wir je hatten. Sie hatte zwei süße Töchter und war damals eine der lässigsten Mamas die ich kannte. “Ach klar”, rief sie, “ihr mögt es nicht.” Der Mann zuckte zusammen, grinste dann. Ich stotterte:” Öh, also, nein, also doch. Ja. Es ist schrecklich.” “Ich mochte es auch nie”, sagte M. “Ich habs gehasst. Dieses Plastik, dieses Geklimper, dieses Geblinke – ist ein bisschen so, als hätte man für ein paar Wochen Frühlingsdom im Wohnzimmer.”

Frühlingsdom – das ist der Riesenrummel hier in Hamburg. Der Mann lachte. Ich lachte. “Aber ich sag euch”, sagte M., “die Babys lieben es. Darum: Nehmt es, steht es durch und ihr werdet euch freuen. Über euer glucksendes Baby. Und: Über einmal in Ruhe den Tisch abräumen können. Eine Seite Zeitung lesen. Einmal in Ruhe telefonieren. Einmal nicht duttidutti und dudeldudel machen müssen. Und hey, ganz ehrlich, schön sind die alle nicht. Ehrenwort.” Der Mann und ich sahen uns an. Dann trug der Mann den klimperblinkpinken Frühlingsdom in unser Wohnzimmer.

Ein Jahr später zogen wir um. Der Spielbogen blieb in Barmbek – ich stellte ihn einer schwangeren Nachbarin vor die Tür. Als wieder ein Jahr später unser zweiter Sohn anfing, vom reinen Schlaf- in den Los-spiel-mit-mir-Modus zu wechseln, dachte ich beinahe ein wenig wehmütig an den pinken Albtraum zurück. Als ich das meiner Freundin K. erzählte, grinste die. Und brachte beim nächsten Treffen einen grünen Albtraum mit. Dieses Mal kein Plastik, dafür Kunstfaser. Wir standen es durch. Hassten ihn und waren froh ihn zu haben.

Als Tjelle vor ein paar Wochen soweit war, suchte ich im Internet nach einer hübschen Spielbogen-Alternative. In unserem neuen Haus sah ich weder einen pinken, noch einen grünen Albtraum. Ich fand ein paar bunte – Achtung – Activity Center aus Holz, die waren ganz okay. Doch dann entdeckte ich bei der Habitat Pressekonferenz vor ein paar Wochen zufällig einen sehr hübschen Tischbock (mit Namen Lady Chiavari, hoho). Daraus könnte man doch… Damit mache ich… Zack, war die Spielbogen-in-hübsch-Idee geboren.
Spielbogen
Ich habe zuerst das eine Bein weiß gestrichen (ich mochte das Rot, aber es passt bei uns überhaupt nicht ins Haus). Der Mann bohrte oben drei Löcher, drehte weiße Schraubösen hinein (ähhm, heißen die so?) Ich malte ein paar Holzringe an, suchte noch ein Spitzenband zum ziehen, nuckeln, fummeln und verwandelte eine Holzkugel in – nun ja – mich (weil Babys Mamas Gesicht doch nun mal am allerliebsten haben). Schließlich befestigte ich alles mit schwarzweißer Schnur am Tischbock. Wirklich einfach. Spielbogen DIY, Baby,
PS. Falls ihr jetzt denkt, 130 Euro (soviel kostet der Tischbock) sind ganz schön viel für einen Spielebogen: die Idee lässt sich natürlich auch mit vielen anderen Böcken umsetzen. Hauptsache der Bock hat in der Mitte Platz fürs Baby. Noch was: Ich habe lösungsfreie Farbe benutzt und die Teile, die mit Babys Mund in Berührung kommen ganz bewusst naturfarben gelassen. Die Schnur ist aus dem Segelbedarf, farbecht und unbedenklich. Der ganze Bogen steht sehr sicher – dennoch lasse ich Tjelle dort niemals allein und schon gar nicht mit zwei umhertobenden Brüdern liegen.
spielbogen
Eine tolle Woche!

Claudi